Digitale Bildung für alle: Die ReDI School startet in NRW
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Herzlichen Glückwunsch! ReDI School startet in NRW - Microsoft und Accenture unterstützen das Projekt in Düsseldorf und Essen. Was ist im ersten Semester geplant?
Anne Kjaer Bathel: Wir starten mit einem “Pilot”-Semester, an dem 53 Studenten überwiegend mit Flucht- oder Migrationshintergrund aus 18 verschiedenen Nationen zusammen lernen. Von Oktober bis Dezember unterrichten wir sie in vier verschiedenen Kursen mit 22 Ehrenamtlichen. Darunter Kurse zu Data Science mit Python, Grundlagen der Netzwerktechnologie, HTML und CSS und Einführung ins Webdesign. Unter den Lehrern sind auch einige engagierte Microsofties! Und wenn wir es über die Kurse schaffen, dass möglichst viele Studenten einen Job, ein Praktikum oder eine Ausbildung in der Tech-Branche finden, sind wir mehr als zufrieden.
Welchen Abschluss machen die Studenten?
Bei erfolgreicher Teilnahme erhalten sie ein Zeugnis von uns. Dank der Unterstützung unserer Partner können sie auch offizielle Zertifikate erwerben. Was uns aber auch wichtig ist: Am Ende des Semesters präsentieren die Studenten auf dem ReDI Demo-Day ein konkretes Projekt, das sie während des Semesters erarbeitet haben. Denn wir glauben, so wie sich ein Filmemacher mit einem Film um einen Job bewirbt, ein Journalist mit einem Text oder ein Model mit einer Set-Card, so profitieren künftige Programmierer von Code, den sie geschrieben haben oder einem Tech-Projekt, das sie vorzeigen können.
Ihr unterrichtet inzwischen an 4 Standorten “Newcomer”, die sich in die Gesellschaft integrieren möchten. Wie funktioniert Integration über die Vermittlung von digitalen Kompetenzen?
Wir erfahren jeden Tag, dass Technologie Brücken bauen kann. Über die geteilte Leidenschaft, mit Technologie die Welt zu verbessern, heben sich Grenzen und Ungleichheiten auf. Dann spielt es keine Rolle mehr, ob einer ein Geflüchteter, ein Manager oder ein Student ist. Es geht um Inhalte und den Spaß, etwas gemeinsam zu entwickeln. Außerdem schafft Technologie Arbeitsplätze. Einen Job zu finden ist für den Integrationsprozess doch essenziell!
Hat COVID19 die Situation für die ReDI School verändert?
Auf der einen Seite werden gerade jetzt IT-Experten und Menschen mit digitalen Fähigkeiten dringend gebraucht. Auf der anderen Seite spüren wir aber auch, dass die Unternehmen zaghafter werden, neue Stellen zu besetzen und einige Unternehmen Kurzarbeit angemeldet haben. Für Quereinsteiger, die noch nicht auf eine lange Karriere und viel Erfahrung zurückgreifen können, wird es so noch schwerer einen Job zu finden. Wir setzen uns aber mit aller Kraft dafür ein, dass wir im Bereich digitaler Bildung niemanden zurücklassen. Wie wichtig digitale Teilhabe ist, haben wir alle während dieser Krise deutlich erfahren.
Fachwissen allein reicht aber oft nicht aus, um einen Job zu finden...
… stimmt. Wir sagen immer zu 50 Prozent, hilft dir was du kannst, und zu 50 Prozent, wen du kennst. Wer neu nach Deutschland kommt, hat vielleicht schon IT-Kenntnisse, aber in der Regel keine Kontakte. Hier unterstützen wir mit unseren starken Partnern. Wir organisieren neben den Kursen auch Jobmessen, Tech Talks, Workshops, Unternehmensbesuche, Mentoren und viele weitere Events und schaffen so Möglichkeiten sich mit Experten aus der Tech-Branche zu vernetzen.
Hast du ein Beispiel für gelungene Integration eines Studenten?
Ich hätte sehr, sehr viele bewegende Erfolgsgeschichten zu erzählen! Abbud aus Syrien kam zum Beispiel an die ReDI School in Berlin, weil er kein Praktikum gefunden hat und dann seine Programmierkenntnisse vertiefen wollte. Er hat schließlich doch über uns ein Praktikum bei einer IT-Beratung bekommen und anschließend in München eine Festanstellung. Und er hat zurückgegeben: ReDI Munich hat er als ehrenamtlicher Lehrer unterstützt und Workshops für unsere Studenten in seiner Firma organisiert. Inzwischen ist er bei der Telekom in Bonn und hilft uns wieder mit seinen Kontakten und seinem Wissen - jetzt in NRW!
Wo siehst du die ReDI School NRW in drei Jahren?
In drei Jahren möchten wir 600 Studenten für die Tech-Branche qualifiziert haben. 50 Prozent davon sollten Frauen sein!
Du hast drei Wünsche frei - was wünscht du dir für die Schule in Nordrhein-Westfalen?
1. Noch mehr Frauen, die Lust auf den Einstieg in der Tech Branche haben
2. Viele Unternehmen, die den Mut haben, unsere Studenten anzustellen, ein Praktikum bieten und so den Karrierestart erleichtern
3. Eine genauso tolle diverse engagierte, mutmachende Tech-Community, wie wir sie schon in München und Berlin aufbauen konnten
Und auch wir bei Microsoft freuen uns, dass wir nicht nur Unterstützer der ReDI School und der neu eröffneten Schule in NRW sind, sondern mit unserem Engagement auch aktiv dazu beitragen können, den Einstieg in die Technologiewelt zu ermöglichen. So sammelte etwa Najdat aus Syrien bei der ReDI School erste Erfahrungen mit Microsoft Azure und engagierte sich ehrenamtlich als Mentor und konnte in diesem Jahr bei Microsoft in Berlin einsteigen. Hier könnt ihr die ganze Geschichte von Najdat lesen.