Marina Weisband, ehemalige Geschäftsführerin der Piratenpartei, hatte 2014 die Idee, ein digitales Beteiligungssystem im Schulkontext auszuprobieren. Das Projekt „aula – Schule gemeinsam gestalten“ wurde ins Leben gerufen. Mithilfe einer eigens entwickelten Software ermöglicht es Schülerinnen und Schülern an weiterführenden Schulen, das Gefühl von Selbstwirksamkeit und Demokratie zu erleben.
Den Raum Schule für Mitgestaltung öffnen
Das innovative Beteiligungskonzept wurde von 2016 bis 2018 an vier verschiedenen weiterführenden Schulen in ganz Deutschland getestet. Über zwei Schuljahre wurden Schülerinnen und Schüler, Lehrende und Schulleitungen in Workshops geschult und begleitet. Das Ergebnis: 3.205 Ideen stellten die Lernenden vor, daraus entwickelten sich 20 Projekte, die zur Umsetzung gebracht wurden.
„Wir wollten den Raum Schule öffnen und es jungen Leuten ermöglichen, ihre eigene Umgebung mitzugestalten“,
erklärt Alexa Schaegner, operative Projektleiterin von aula. „Durch aula lernen die Schülerinnen und Schüler, Verantwortung zu übernehmen, sich für die eigenen Ideen einzusetzen, aber auch mit dem Frust umzugehen, wenn etwas mal nicht geklappt hat“, so Schaegner.
Über die eigenen Unterrichtszeiten abstimmen
Basis für die Durchführung des Projektes ist eine freiwillige Selbstverpflichtung: ein „Vertrag“, auf dessen Grundlage sich die Schülerinnen und Schüler, die Schulleitung, die Lehrerinnen und Lehrer sowie die Eltern darauf einigen, in welchem Rahmen die Beteiligung erlaubt ist. Der Vertrag ist von Schule zu Schule und von Bundesland zu Bundesland verschieden.
„Ein gutes Beispiel für eine sinnvolle Abstimmung ist die Regelung der Unterrichtszeiten“,
berichtet Schaegner. Per Gesetz sind die Unterrichtszeiten unterschiedlich geregelt, meistens ist lediglich eine Spanne vorgegeben, z. B. dass der Unterricht zwischen 7.30 und 9 Uhr beginnen soll. „Es ist spannend, den Entscheidungsprozess der Schülerinnen und Schüler zu begleiten. Denn im Prozess kommt oftmals die Erkenntnis: Wenn der Unterricht später beginnt, dann muss man auch länger in der Schule bleiben. Und selbst, wenn sich die Schülerinnen und Schüler darauf einigen, bei den alten Unterrichtszeiten zu bleiben, ist das Gefühl nun ein ganz anderes, weil man die Möglichkeit hatte, darauf Einfluss zu nehmen.“
Digitale Plattform und aula-App ermöglichen hohe Beteiligung
Eine der Herausforderungen in der Anfangszeit von aula war die Tatsache, dass es noch keine App für die Nutzung auf dem Smartphone gab. „Junge Menschen nutzen ihr Smartphone zur Kommunikation und wenn sie sich erst an einem PC anmelden müssen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie mitmachen, gleich geringer“, erklärt Schaegner. „Die Zukunft von Beteiligungssystemen ist digital. Das macht die Prozesse einfacher, transparenter und entspricht der Realität von jungen Leuten.“