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Best Practice in Corona-Zeiten: Zwei Jahre später am Privatgymnasium Weinheim

Best Practice in Corona-Zeiten: Zwei Jahre später am Privatgymnasium Weinheim

Bildungseinrichtungen haben in den vergangenen zwei Jahren Großartiges geleistet, um ihre Schüler*innen und Studierenden trotz immer wiederkehrender Schließungen und stetig neuer Quarantäneverordnungen unterrichten zu können. Ganze Gebäudekomplexe mussten mit WLAN ausgestattet werden, Lehrende und Lernende benötigten passende Endgeräte, digitale Lernplattformen mussten ausgewählt sowie eingerichtet und die Nutzer*innen im Umgang mit den neuen Tools geschult werden.

Zu Beginn der Pandemie haben wir Vertreter*innen von Schulen und Hochschulen befragt, wie sie den Wechsel zu digitalem Unterrichten gemeistert haben. Zwei Jahre später sprechen wir uns wieder und möchten wissen, wie es an den Bildungseinrichtungen weitergegangen ist, in welcher Phase der digitalen Transformation sie gerade stecken, welche Meilensteine hinter ihnen liegen und welche Ziele aktuell anstehen.

Schulgebäude des Privatgymnasiums Weinheim
Copyright: Privatgymnasium Weinheim
Digitale Transformation am Privatgymnasium Weinheim: Der Lockdown als Wirkbeschleuniger

Als im März 2020 bundesweit alle Schulen wegen des Coronavirus schließen mussten, konnte das Privatgymnasium Weinheim (PGW) den Übergang in den digitalen Unterricht recht nahtlos meistern. „Wir haben immens davon profitiert, dass alle am Schulleben Beteiligten sich bereits mit Microsoft Teams auskannten“, berichtet Schulleiter Uwe Rahn über den Start ins Remote Learning. „Denn wir haben die Möglichkeit des digitalen Lernens und Lehrens bereits im Jahr 2017 in Form unseres Digitalisierungsprojektes DELLU (Digital erweiterte Lehr- und Lernumgebung) ins Leben gerufen.“ Das Projekt DELLU ist Teil des Medienkonzeptes des Privatgymnasiums Weinheim, das dafür die Auszeichnung „Digitale Schule“ erhalten hat. Herzstück des DELLU-Projektes bildet Microsoft 365 und im Speziellen Microsoft Teams, das es ermöglichte, eine von Endgeräten und Betriebssystemen unabhängige Lern- und Kommunikationsplattform zu entwickeln.

Uwe Rahn, Schulleiter des Privatgymnasiums Weinheim
Copyright: Privatgymnasium Weinheim
Seine Schule hat mit Teams die idealen Bedingungen für digitalen und hybriden Unterricht gefunden.

Zu Beginn der ersten Schulschließung konnten in einer kurzfristig einberufenen Teams-Dienstbesprechung einheitliche Regeln für die erste Phase des Remote Learnings aufgestellt werden: Die jüngeren Jahrgangsstufen bekamen ihre Schularbeiten über das Aufgabentool und hielten per Chat Kontakt zu ihren Lehrkräften, die bei Problemen weiterhelfen konnten. Den älteren Schüler*innen wurden mit OneNote ausgefeilte Lerneinheiten zum Selbststudium zur Verfügung gestellt, die dann von ihrer Fachlehrkraft korrigiert oder im Rahmen einer Onlinestunde besprochen wurden. In den Osterferien wurde dann bei den Eltern der Schüler*innen eine Evaluation per Forms durchgeführt, die das das Kollegium des PGW in seinem Vorgehen bestätigte. Unter anderem wurde die einfache Bedienung von Teams gelobt.

Der Lockdown als Wirkbeschleuniger

Doch auch wenn sich die Herzstücke Teams und OneNote durch eine hohe Kompatibilität auszeichnen und geräteunabhängig nutzbar sind, stellten die unterschiedlichen technischen Gegebenheiten durch die Verwendung verschiedener Endgeräte die Beteiligten vor gewisse Herausforderungen.

„Nicht nur, aber auch deswegen haben wir beschlossen, die nächste Phase des DELLU-Projektes vorzuziehen“, erklärt Neven Wenger, Projektleiter für IT-Entwicklung am PGW. Und so wurden seit Oktober 2020 die Jahrgangsstufen 7 bis 10 mit Tablets ausgestattet, um einheitliche Voraussetzungen für alle Eventualitäten wie Remote Learning, Hybridunterricht oder die Zuschaltung einzelner Schüler*innen und Lehrkräfte zu schaffen. Die digitale Infrastruktur der Schule wurde kontinuierlich seit dem Beginn des DELLU-Projektes 2017 in Form von Breitband-Internet über Glasfaser, WLAN auf dem gesamten Schulgelände, Anschaffung neuer Server sowie Erneuerung von Tafelrechnern und -beamern ausgebaut.

„Die technischen Voraussetzungen des Digitalisierungsprojektes DELLU sind somit erfüllt“, erläutert Schulleiter Rahn, „auch weil wir für die IT-Betreuung einen externen Dienstleister beschäftigen, der uns rund um die Uhr zur Verfügung steht. Denn Digitalisierung kann nur gelingen, wenn die dafür benötigten Ressourcen jederzeit einsatzfähig sind – und dies kann eine einzelne Lehrkraft nicht leisten.“

Dank Microsoft Teams Unterricht nach Stundenplan

Und auch wenn es niemandes Wunsch war, so halfen diese Voraussetzungen ab Dezember 2020, als die Schulen erneut geschlossen wurden. Im Gegensatz zum Remote Learning im Frühjahr setzte das PGW dieses Mal auf Unterricht nach Stundenplan per Teams-Konferenz, denn die Evaluation des Lernens im ersten Lockdown hatte diesen Wunsch nicht nur auf Eltern-, sondern auch auf Seiten der Schüler*innen sowie der Lehrkräfte aufgezeigt. Gerade in Pandemiezeiten, in denen die Reduzierung von Kontakten notwendig gewesen sei, habe es gutgetan, sich in Videokonferenzen zu sehen, meint Rahn. Außerdem habe der Stundenplan eine feste Tagesstruktur vorgegeben, die einzuhalten vielen

Jugendlichen schwergefallen sei. Ende April 2021 füllten sich dann die Schulen wieder mit Schüler*innen, die in Präsenz von ihren Lehrkräften unterrichtet werden konnten. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, galt jedoch das Gebot des Wechselunterrichts. Dieser wurde am PGW mithilfe von Teams als Hybridunterricht abgehalten: Während die eine Hälfte der Klasse am Unterricht in der Schule teilnahm, wurde die andere Hälfte von zu Hause zugeschaltet. „Diese Phase war sicherlich die anstrengendste aller Unterrichtssituationen, die wir während Corona erlebt haben“, meint Rahn. Doch auch diese Herausforderung habe sein Kollegium mit dem gewohnten Engagement und der Freude am Miteinander gemeistert.

Schulalltag im Privatgymnasium Weinheim
Copyright: Privatgymnasium Weinheim
Am Privatgymnasium Weinheim ist Unterricht ohne den Einsatz von Microsoft Teams nicht mehr denkbar.

Auch die aktuelle Unterrichtssituation ist ohne Teams nicht mehr denkbar: Alle Schüler*innen, die sich aufgrund von Corona in Quarantänemaßnahmen oder Selbstisolation befinden, aber beschulungsfähig sind, werden zum Unterricht dazu geschaltet. „Das funktioniert dank der technischen Voraussetzungen in der Schule problemlos“, so Neven Wenger. In den höheren Klassenstufen fungiert OneNote mittlerweile meistens als digitales Schulheft, geschrieben werde mit dem elektronischen Stift auf dem Tablet. So ist sichergestellt, dass jede und jeder Jugendliche das Unterrichtsmaterial immer bei sich hat und im Falle einer Quarantäne nicht erst alles aus der Schule nach Hause transportiert werden muss.

What’s next?

Die technische Seite des Digitalisierungsprojektes ist somit aktuell abgeschlossen, auch wenn Wenger perspektivisch den Einsatz technischer Innovationen im Schulalltag vor Augen hat: „Größere Pläne sind das Einbinden von Virtual- und Augmented-Reality-Technologien in den Unterricht, sodass die Schüler*innen wortwörtlich in den neuen Stoff eintauchen können, aber auch das Einrichten des Klassenzimmers der Zukunft, welches neue Projektionslösungen beinhaltet. Diese Ideen liegen jedoch noch etwas in der Zukunft.“

Aktuell wird gerade die medienpädagogisch-konzeptuelle Profilierung des Projektes geschärft: So soll durch eine gewachsene Fortbildungskultur Qualitätssicherung betrieben werden sowie eine interne Multiplikation von Kompetenzen stattfinden. Erarbeitet werden gerade auch konkrete Fachmediencurricula, um die Vermittlung medialer und digitaler Kompetenzen nicht nur den Fächern BMB (Basismedienbildung) und Informatik zu überlassen. „Die Schulschließungen haben bei uns als Wirkbeschleuniger gedient“, resümiert Rahn. „Alle Schritte des Digitalisierungsprojektes DELLU waren bereits in der Planung und wären ohnehin verwirklicht worden – wir haben die Einführung nun eben forciert. Und dass wir so schnell handeln konnten, erweist sich nun als große Bereicherung für unseren Schulalltag.“